Etzenricht, eine aufstrebende Gemeinde nahe der Stadt Weiden in der Oberpfalz, liegt an der Staatsstraße 2238 (Weiden-Hirschau-Amberg) und wird von der Haidenaab in zwei Ortsteile zerschnitten.
Die Nähe der Stadt Weiden hat es mit sich gebracht, daß in den letzten jahren eine rege Bautätigkeit einsetzte.
Ursprünglich eine landwirtschaftlich orientierte Gemeinde, jetzt überwiegend Wohngemeinde für Auspendler mit rund 1400 Einwohnern.
1269 erstmals urkundlich erwähnt, hatte Etzenricht bis zum Jahr 1962 keine gemeindliche Wasserversorgunganlage. Erst1962 wurde die bestehende Leitung der damaligen Wassebezugsvereinigung von der Gemeinde übernommen und ausgebaut. Für die Wasserversorgung stehen 4 Quellen und ein Brunnen von 30 m Tiefe zur Verfügung. Bisher hat die Schüttung der Quellen und des Brunnens ausgereicht, um den Ort mit Wasser zu versorgen.
Am 19. 3. 1972 war nun über Nacht das Trinkwasser ausgeblieben, hervorgerufen durch die lang anhaltende Trockenheit. Zu dieser Zeit waren zwar Versuchsbohrungen zur Auffindung von Trinkwasser im Gange, aber wie sich später herausstellte, alle ergebnislos.
Was war zu tun? Die Trinkwassernot mußte behoben werden. Man kam überein, an das Versorgungsnetz der Stadt Weiden anzuschließen. Aber bis zum Abschluß der Baumaßnahmen, die hierfür erforderlich sind, würde ein halbes Jahr vergehen. Woher sollte man in dieser Zeit Trinkwasser nehmen?
Durch Einschalten des Landratsamts, der FF Weiden und der Bundeswehr konnte die Trinkwasserversorgung zunächst mit Tankfahrzeugen, die das Wasser von Weiden nach Etzenricht brachten, aufrecht erhalten werden. Aber auf Dauer war das keine Lösung.
Da fiel das Stichwort "Wasserförderung über lange Schlauchstrecken". Die Frage war nur, woher nimmt man die hierfür erforderlichen TS, das notwendige Schlauchmaterial und wo kann angeschlossen werden.
Ein Anruf bei der Außenstelle Oberpfalz des Bayer. Landesamts für Brand- und Katastrophenschutz in Regensburg genügte, um von dort die volle Unterstützung zu erhalten. Schlauchmaterial wurde auds Beständen des ZB-Schlauchlagers Amberg zur Verfügung gestellt. Durch Vermittlung des KBR stellten die Freiwilligen Feuerwehren Neustadt a. d. Waldnaab, Altenstadt a. d. Waldnaab, Rothenstadt, Weiherhammer und Mantel TS 8/8 zur Verfügung. Verhandlungen mit der Satdt Weiden ergaben, daß man dort ans Versorgungsnetz anschließen könne, allerdings hätte die Förderstrecke mehr als 5 km betragen. Die zur Verfügung stehenden TS hätten deshalb noch nicht ausgereicht.
Zwischenzeitlich waren mit der BHS (Hüttenwerk) Weiherhammer Gespräche aufgenommen worden, um evtl. an die werkseigene Versorgungsanlage anschließen zu dürfen. Das Hüttenwerk sagte zu. Damit waren die Bedingungen günstiger. Die Förderstrecke betrug gegenüber der Strecke von Weiden her nur 1,8 km. Freilich war diese Strecke sehr bergig. Es mußten tiefe Gräben überwunden werden, aber das Schlauchmeterial konnte fast auf der ganzen Strecke neben einem Waldweg verlegt werden.
Am 22. 3. 1972 wurde die Strecke aufgebaut. Nachdem Richtwertschieber wurden 3 TS dazwischen geschaltet und siehe da, nach Inbetriebnahme mußte nicht eine einzige TS umgesetzt werden.
Nach dem Chloren der Leitung einschließlich der eingebauten TS kam um 19 Uhr über Sprechfunk das Kommando: Wasser marsch! - und die Trinkwasserförderung über lange Schlauchstrecke, die sich von diesem Tag an bis zum 30. 11. 1972 hinziehen sollte, nahm ihren Anfang.
Je nach Bedarf ging es wöchentlich einmal, zweimal, ja dreimal ans Gerät. Die Schwirigkeit bestand nun darin, daß die ausgebildeten Maschinisten der FF Etzenricht die Sache alleine "ausbaden" sollten, weil das die Leute waren, die an den einzelnen Maschinen gebraucht wurden.
Da aber Not bekanntlich erfinderisch macht, wurde an jede TS neben einem Maschinisten ein "nicht-Maschinist" beordert und dieser wurde während der Wasserförderung über das Bedienen der Maschinen, über Eingangs- und Ausgangsdrücke, Überwachen der Amaturen genau unterrichtet. In verhältnismäßig kurzer Zeit wurden sie selbständig.
In über 50 Einsätzen zur Förderung von Trinkwasser über lange Schlauchstrecke wurden rund 6500 m³ Trinkwasser von Weiherhammer nach Etzenricht gepumpt. Der Bevölkerung von Etzenricht wurde nach den ersten Tagen der Wassernot nicht mehr bewußt, woher eigentlich das Trinkwasser kam. Die Freiwillige Feuerwehr versah ihren Dienst unauffällig fast ein Dreivierteljahr lang Woche für Woche.
Sicherlich hatten die einzelnen Gruppenführer auch ihre Schwierigkeiten, die erforderlichen 8 - 9 Mann zusammenzubringen und es mußte auch einmal nur mit 5 oder 6 Mann ausgerückt werden, aber im allgemeinen war die Disziplin vom ersten bis zum letzten Tag unverändert gut.
Die einzelnen TS wurden nach jeder Wasserförderung aus der Stecke herausgenommen und die Schlauchstrecke verschlossen. Bei jedem Einsatz wurde die TS wieder an ihren Standort gebracht und zwischengekuppelt. Die Schlauchstrecke blieb die ganze Zeit liegen. Das kann man sich natürlich nur bei dem heutigen Schlauchmaterial erlauben.
Es wurde auch nur ein Druckbegrenzungsventil und zwar eine Schlauchlänge vor dem Etzenrichter Hochbehälter installiert, das zum Spülen der Schlauchleitung verwendet wurde. Sonst wurde Eingangs- und Ausgangsdruck durch mehr oder weniger Gas an den einzelnen Maschinen geregelt. Sprechfunk war nur beim ersten Einsatz verwendet worden. Die Leute an den einzelnen TS mußten also aufpassen. Was die erste, die aus dem Hochbehälter in Weiherhammer ansaugende TS brachte, wurde von 3 weiteren TS weiterbefördert. Es kam auch einmal vor, daß eine Maschine ausfiel oder daß die Wasserentnahme aus dem Hochbehälter in Weiherhammer abgebrochen werden mußte, um die dortige Wasserversorgung nicht zu gefährden. Da mußten die Leute an den einzelnen TS eben auf Draht sein und jede Veränderung der Druckverhältnisse bei Eingang und Ausgang genau beobachten. Das war eine ständige praktische Ausbildung für die Kameraden der Etzenrichter Feuerwehr und eine harte Bewährungsprobe. Es sind Kameraden mit mehr als 20 Einsätzen dabei. Hier haben sich vor allem die ganz jungen Mitglieder der Feuerwehr alle Hochachtung verdient.
Es kann behauptet werden, daß nun jeder aktive Mann der FF Etzenricht ohne weiteres in der Lage ist, eine TS einwandfrei zu bedienen und so gesehen, war dieser Notfall für die Feuerwehr ein echter Gewinn. Vor allem weiß jeder Etzenrichter Feuerwehrmann, wie man Wasser über eine lange Schlauchstrecke fördert.
Hart wurde die Zeit des Spätherbstes. Bei Nachtfrösten hatten sich in den Schläuchen Eiskristalle gebildet und diese schob es vor jede TS. Unter Druck - weil ja der Vordermann nicht wuste, wie es an der nächsten TS aussah - mußte abgekuppelt werden, um das Eis aus der Leitung zu entfernen, unter Druck mußte auch wieder angekuppelt werden. Hier wären Funkgeräte schon eine wesentliche Hilfe gewesen.
Am 30.11.1972 wurde die Schlauchstrecke nach nochmaliger Wasserförderung abgebaut. Ein letzter Einsatz galt der Wasserversorgung der Gemeinde, als am Sonntag den 10.12.1973 einige Kameraden unter Leitung des Kommandanten den Wasserhochbehälter gründlich reinigten und endlich Trinkwasser aus der Zuleitung von Weiden her quoll. Sichtliche Erleichterung und Freude konnte man an den Gesichtern der Beteiligten ablesen.
Daß dieser ganze Einsatz von den Feuerwehrkameraden für die Gemeinde unentgeltlich geleistet wurde, versteht sich. Die Gemeinde selbst hat aber dann eine Regelung getroffen, daß jeder, der über 2 Stunden im Einsatz war, 5,- DM erhielt, damit er sich eine Brotzeit und etwas zu trinken kaufen konnte, eben weil die arbeit immer mur von den gleichen - von den Feuerwehrleuten verlangt wurde.
Man kann davon ausgehen, daß in 53 Einsätzen durchschnittlich 4 Stunden und im Durchschnitt 8 Feuerwehrleuten je Einsatz, insgesamt etwa 1250 Arbeitsstunden abgeleistet wurden. An Maschinenstunden dürften etwas 130 - 140 für jede TS angefallen sein.
Es ist uns eine Verpflichtung, denen zu danken, die uns geholfen haben, diesen Notstand zu überbrücken.
Außenstellenleiter Ing. (grad.) Perrey, der mit der Trinkwasserversorgung von Etzenricht mehrmals befaßt war, schrieb diesen Bericht: Übereinen Zeitraum von 9 Monaten wurden in über 50 Einsätzen ca. 6500 m³ Trinkwasser gefördert. Der "Neue Tag", Weiden, berichtete von einer 1800 m langen "Pipeline". Niemand dachte, daß das "Provisorium" über 9 Monate dauern würde.
Der Technische Prüfdienst des Landratsamtes hat nach Abbau der Förderstrecke die Tragkraftspritzen überprüft. Dabei haben sich keine wesentlichen Mängelergeben. In Anerkennund dieser Leistung hat die Gemeinde inzwischen ihrer Feuerwehr ein voll bestücktes LF 8 mit Fahrzeugfunksprechgerät FuG 7b und zwei Handsprechfunkgeräten beschaft.
In diesem Zusammenhang scheint ein Vorschlag der Außenstelle Niederbayern an ein Landratsamt der Beachtung und Verwertung z.B. in den K-PLänen wert, den wir nachfolgend wiedergeben wollen: "In vielen Fällen wurden Tanklöschfahrzeuge der Feuerwehren zum Wassertransport eingesetzt; der Aufwand ist im Verhältnis zum Erfolg nicht zufriedenstellend, da der Tankinhalt nur 2400 l beträgt und die Tankreinigung sehr aufwendig ist. Wesentlich besser wären für den Wassertransport Milchtankwagen geeignet, die einen Tankinhalt von etwa 12 - 25000 l haben. Es konnte in Erfahrung gebracht werden, daß bei verschiedenen Fuhrunternehmen nach vorheriger Vereinbarung einzelne Tankzüge am Nachmittag abkömmlich sind."
|