Kirchenbrand am 21. Juli 1950 |
Die 1931 / 32 erbaute katholische Kirche ausgebrannt ---- Der Schaden beträgt annähernd 70 000 Mark
Wir sprachen an der Brandstelle mit Pfarrer Bayer, dem Seelsorger der Gemeinde Etzenricht Rothenstadt, mit dem betagten Mesner der Kirche Johann Wittmann, mit dem Feuerwehrkommantanten von Etzenricht, Heinrich Weidner und mit zahlreichen Augenzeugen dieses Unglückes, die auch Stunden danach das Schicksal ihres Gotteshauses noch gar nicht fassen wollten.
Der Hergang des Unglückes
Als am Freitag kurz vor 23.30 Uhr ein junges Mädchen auf dem Heimweg von Weiherhammer an der Kirche vorbeikam, vernahm sie aus dem Inneren ein verdächtiges Knistern; sie alarmierte daraufhin sofort die Feuerwehr und die Bevölkerung. Gegen 23.45 Uhr war die Etzenrichter Wehr zur Stelle und begann mit drei C-Leitungen die Bekämpfung des Brandes, der sich mittlerweile auf die gesamte Inneneinrichtung der Kirche ausgedehnt hatte. Da das neue Wasserhochreservoir zwar fertig ist, aber durch einen Rohrbruch im unteren Dorf noch nicht verwendet werden kann, mußte das Wasser aus einem mehrere hundert Meter entfernten Weiher hergepunpt werden. Bis ½ 1 Uhr waren die Wehren aus Weiden, Rothenstadt, Weiherhammer und Neunkirchen eingetroffen, die aber nicht mehr aktiv eingreifen mussten; die Etzenrichter Wehr konnte allein das Übergreifen des Feuers auf die umliegenden mit Ziegeln gedeckten Häuser, die aber viel Holz als Baustoff enthalten, verhindern; ein Glück in dem Unglück war die Tatsache, daß fast vollkommene Windstille herrschte.
Historische Kunstwerke vernichtet.
Das Kirchenschiff und der Turm sind völlig ausgebrannt; die Altar-Apsis ist noch am besten erhalten; die Sakristei, aus der die wertvollen Meßgewänder rechtzeitig gerettet werden konnten, ist fast unbeschädigt.
Der Hochaltar mit den Figuren des heiligen Nikolaus, der heiligen Katharina und Barbara und vor allem ein geschnitztes Standbild der heiligen Margarete, alle Kunstwerke, die noch aus der alten, jetzt evangelischen Kirche auf dem Berg , also mindestens aus der Reformationszeit stammen, sind neben der Orgel, den Beichtstühlen, den Kreuzwegdarstellungen, dem Bruder-Konrad- Altar und dem Theresienaltar die schmerzlichsten Verluste. In letzter Minute konnten die drei Feuerwehrleute Fritz Bäumler, Erich Greiner und Hubert Schregelmann unter Einsatz ihres Lebens noch das Tabernakel aufsprengen und das Allerheiligste retten.
Auch die beiden Glocken , von denen eine am heurigen Ostersamstag zum ersten Male erklang, sind zerstört; der Klöppel der einen fiel ins Kirchenschiff herab, während der andere noch im Glockengestühl klemmt. Die Umgebung des Turmes, dessen Blechdach umgekippt ist und herabhängt, ist wegen Einsturzgefahr abgesperrt. Um ½ 3 Uhr früh war der Brand gelöscht.
Wiederaufbau mit Hilfe aller
Pfarrer Bayer schätzt den Schaden auf annähernd 70.000 Mark. Er erklärte, wenn auch ein großer Teil davon durch Versicherung gedeckt sei, so werde er nicht darum herumkommen, seine Gemeindemitglieder wieder einmal aufzurufen zum Spenden von Geld und Baustoffen, und um ihre Gespann- und Hilfsdienste zu bitten. Je reicher und schneller die Gaben fließen, desto eher wird die Gemeinde Etzenricht ihr Gotteshaus wiederhaben.
Die Brandursache
Die Beamten der Kriminalaußenstelle Neustadt / WN. Sind seit Samstagfrüh bemüht, die Ursache der Brandkatastrophe zu klären. Bis gestern abend hatten sowie bereits 14 Personen schriftlich vernommen, weitere zehn Vernehmungen stehen noch aus. Da vor allem Kinder in die Ermittlungen einbezogen werden, ist es sehr schwer, ein klares Bild zu gewinnen, zumal der Unverstand mancher Dorfbewohner diese Kinder ohne jeden Grund als Kirchenbrandstifter bezeichnen läßt und sie so in ihren Aussagen besonders zurückhaltend macht. Am Freitagabend waren einige erwachsene und jugendliche Gemeindemitglieder damit beschäftig, die Girlanden, die anläßlich der Volksmission in der vorhergehenden Woche angebracht waren und an der Rotunde des Holzgewölbes in der Mitte der Kirche befestig waren, abzunehmen. Dabei mußten sie durch ein Schlupfloch an der Friedhofseite der Kirche in den dunklen Raum zwischen Holzgewölbe und Dachstuhl hineinkriechen ----- und dabei trugen sie brennende Kerzen. Da ein Schaden in der elektrischen Leitung und eine vorsätzliche Brandstiftung ausgeschlossen erscheinen, muß bei dieser Gelegenheit fahrlässig der Funken gefallen sein, dem dann später der ganze Kirchenbau zum Opfer fiel. Die Kirche wurde von den letzten Personen um 21.15 Uhr verlassen. Die Zeugenaussagen erklären auch daß zuerst im oberen Teil der Kirche ein Prasseln und ein Lichtschein zu vernehmen waren. Es ist also wahrscheinlich daß zuerst das Holzgewölbe abgebrannt und herabgestützt ist und den unteren Teil der Kirche in Brand gesteckt hat.
Brüderliche Hilfe
Die evangelische Gemeinde Etzenricht hat sofort ihre vom Schicksal so schwer geprüften katholischen Brüdern ihre Kirche auf dem Berg zur Verfügung gestellt. Am Sonntag um halb 10 Uhr fand in diesem Gotteshaus , das jahrhundertelang beiden Konfessionen gemeinsam gedient hatte, nach achtzehn Jahren wieder der erste katholische Gottesdienst statt. Bei der Opferbereitschaft der Etzenrichter Katholiken wird aber diesmal das Simultaneum nicht von langer Dauer sein.